Der Umzug

Trotz gar nicht so schlechter Planung, verlief unser Transfer nicht ganz so problemlos wie gehofft.

 

Auffahrtsdonnerstag mit unserem Transpörtler und Freunden am Nachmittag die zwei Lieferwägen mit Anhänger bis auf den letzten Zentimeter beladen, sind wir dann am Freitag in der Früh (Abfahrt 6:30 ab Obfelden) losgedüst. Gerda im BMW, ich im Schüttelbecher (Spiti). Guter Dinge überholten wir dann auch auf Höhe Baden unsere Transporteure. Bis dahin verlief alles unverschämt gut.

 

Spiti lief einwandfrei und ich gewöhnte mich schnell an das Teil. Am Zoll in Genf angekommen, warteten wir dann bis gegen 10:40 Uhr auch unsere beiden Begleiter eintrafen.

 

Von da an wurde es dann weniger lustig, bis hin zu dramatisch. Unser Transpörtler ging mit meiner Frau zu Gondrand  (Verzollungsspezialisten) um die vermeintlich vorbereiteten Zollpapiere in Empfang zu nehmen.

 

Aus den erwarteten 10 Minuten wurde schnell eine halbe Stunde, in welcher der verbliebene Fahrer und ich von einem grimmig dreinblickenden Zöllner gemustert wurden…bzw. die beiden Lieferwägen und deren Anhänger. Irgendwann meinte er dann, wir sollen doch so gut sein und mal auf die Waage fahren. Zwischenzeitlich kamen dann auch der Chef und Gerda mit langen Gesichtern zurück, um mir klar zu machen dass es hier wohl ein Missverständnis gab. Wir müssten selbst verzollen. Als der Transportchef dann erfuhr dass er noch mit beiden Fahrzeugen auf die Waage müsse, verfinsterte sich sein Gesicht noch ein wenig mehr, und uns wurde auch immer unwohler. Es kam wie es kommen musste: Beide Fahrzeuge waren dermassen überladen, das wir abladen müssten und der Transporteur angewiesen wurde noch einen weiteren Lieferwagen mit Anhänger zu organisieren. Ok, Freitag früher Nachmittag, keine Zollpapiere und zu viel Transportgut auf zu wenig Fahrzeugen. Was kann es Schöneres geben?

 

Ein weiteres Fahrzeug war dennoch überraschend schnell aufgetrieben, und sollte so gegen 15:15 Uhr eintreffen. Zwischenzeitlich machten Gerda und ich uns auf den Weg die Papiere zu erledigen.

 

Ausfuhr CH mühsam, bürokratisch und kaum zu überbieten an Begriffsstutzigkeit. Locker waren da wieder einen halbe Stunde weg. Danach ab zur Einfuhr France. Ein grimmiges, stark übergewichtiges Männlein empfing Gerda. (Hab sie vorgeschickt… sie wirkt deutlich besser auf alte dicke frustrierte Männleins). Und siehe da… alles lief wie geschmiert, der Wein welchen wir hätten verzollen müssen wurde mit einem freundlichen Lächeln durchgewunken und überraschend schnell waren wir nun im Besitz aller nötigen Dokumente. Nicht zuletzt der Tatsache das meine Frau die Liste zweisprachig erstellt hatte. Mittlerweile war es schon 14:30 und ein Hüngerchen stelle sich ein. Weit und breit

keine Ecke um pfleglich etwas zu sich zu nehmen. Reiseproviant Fehlanzeige. Gingen wir doch davon aus am Mittag schon durch den Zoll durch zu sein und anschliessend pfleglich in Frankreich etwas zu speisen. Pustekuchen…

 

Dann um 15:30 die Hiobsbotschaft, das der noch fehlende Chauffeur noch eine halbe Stunde benötigen würde, bis er eintrudeln würde.  Dem Hunger wich die Angst vor dem Wochenende nicht mehr durch den Zoll zu kommen. Also nochmal beide Karren auf die Waage… so viel abladen das das Gewicht beider Fahrzeuge und deren Anhänger kein Problem mehr darstellte, und anschliessend direkt neben der Waage warten auf den dritten Mann. Nebenbei kamen andere Leute vorbei und amüsierten sich über unsere privaten Gegenstände als handle es sich um eine Flohmarkt.

 

Es wurde enger und enger und wir machten uns mit dem Gedanken vertraut nun doch nicht mehr über den Zoll zu kommen… Auch dem Cheftransporteur war die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben.

 

Als dann 20 Minuten vor Schliessung des Zoll, der andere dann doch noch ankam, luden wir das Fahrzeug zu fünft in Rekordzeit, und alles ging bis auf's Gramm genau auf. Da wir vorzeitig die Papiere schon gemacht hatten, konnten wir in letzter Sekunde noch durchrutschen….prust!

 

Gleich bei der ersten Raststätte mussten wir den Schock erst mal verdauen… in Form von Süssgetränken und Gummibrötli. Mehr gab‘s dort nicht. Aber es lagen noch immer rund 600 km vor uns. Und es war bei unserer Abfahrt bereits nahe 18:00 Uhr. Es half alles nichts. Wir mussten los. Unterwegs meinte Gerda – die schön brav hinter mir fuhr – noch so lapidar: Du, hab grad kein Navi mehr…. Ok, dachte ich - bleibt schön hinter mir, dann kommt es schon gut. Bis zum kritischen Kreisel, an dem ich mich (wegen Baustelle) schon diverse Male (auch mit Navi) verfranzt hatte. Es kam wie es kommen musste... ich fuhr geradeaus, Gerda bog rechts ab und weg war Sie - Schock!  Ich wartete einige Minuten, und gab dann auf. Fuhr weiter und holte alles aus dem alten Guezli raus, in der Hoffnung Sie noch unterwegs zu treffen.

 

Aber keine Chance. Mit einem ganz miesen Bauchgefühl fuhr ich weiter Richtung neue Heimat. Nahm ich doch aufgrund Ihrer Aussage an, dass Sie Ihr Handy weitergegeben habe an den dritten Chauffeur.

 

Wirklich der Verzweiflung nahe zuckte ich bei jeder Richtungsänderung zusammen, welche auch mir ohne Navi nicht schlüssig gewesen wäre, und dachte an Gerda.

 

Mittlerweile fuhr ich auf dem Zahnfleisch und immer noch keine Gerda in Sicht, als plötzlich zwei vertraute Scheinwerfer auf der Autobahn in meinem Rückspiegel auftauchten. Eine hupende, fröhlich winkende Gerda an mir vorbeidüste und mir Tonnen von Lasten von den Schultern fielen. Nota bene: 20 Kilometer vor Autobahnende. Nun waren es also noch rund 100 km bis zum Haus, 80 km davon auf der Hauptstrasse, welche wir dann wieder gemeinsam fuhren.

 

Ankunft dann für uns um ca. 00:40 am Bestimmungsort. Durchgeschwitzt, ausgehungert und am Verdursten, aber glücklich endlich da zu sein. Ein Anruf beim Cheftransporteur lieferte uns die Gewissheit das diese nicht vor 3:00 Uhr eintrudeln würden. Also ab aufs Bett liegen, Powernapping, bis 10 vor 3. Wie im Koma dann wieder aufgestanden um die Jungs zu empfangen. Chauffeure kamen wirklich fast mit Punktlandung an. Der Dritte ein wenig später. Um 4:00 Uhr wieder hingehauen, um 7:00 Uhr dann wieder aufgestanden um die Fahrzeug zu entladen. Um 10:00 Uhr  waren dann die Karren leer und die ganze Truppe verabschiedete sich.

 

Alles in Allem ein extrem harter Start, der uns alles an Nerven und Kraft abverlangt hat was wir hatten. Und trotzdem haben wir es gemeistert.

 

Link zum Film des ersten Tages:

 

https://www.youtube.com/watch?v=z66pswNzKq8