... und noch immer ist nicht alles fertig. Trotzdem ist hier keiner am Verzweifeln, noch frustriert. Vorbei die Zeiten auf der Arbeit an welchem Termine über Alles standen. Bei uns steht die Qualität im Vordergrund. So wurde die geplante Eröffnung dann halt kurzerhand auf das kommende Jahr verschoben. Und wer nun denkt: war eh klar das die das nicht packen, liegt nicht ganz richtig. Denn, es sei vorrausgeschickt, das weder ausschliesslich verbockte Handwerker-termine, noch übermässiges Liegen auf der faulen Haut die Ursache der Verzögerung sind. Vielmehr sind es die Liebe zum Detail, Planänderungen mit Hinblick auf zukünftige Projekte und die Freude daran, etwas zu gestalten was Bestand hat. Alles Dinge die einem in normalen Job eigentlich abgehen.
Aber fast hätte ich noch vergessen mich kurz über diese lästigen, platten, grünen, kleinen, Stinkwanzen zu äussern. Hier im Südwesten ab dem Monat September eine echte Plage. Und wir achten peinlichst darauf, das uns die Viecher nicht ins Haus kommen. Dabei kleben diese Stinkdinger an der Fensterscheiben und lassen keine Gelegenheit aus um ebenfalls in die Hütte zu kommen. Schlimmer noch, sind die Teile doch so flach, das die sich sogar zwischen den Fensterrahmen Durchdrücken. Da hilft nur: Saugen mit Staubsauger, und nochmal saugen und nochmal saugen.
Aber eigentlich wichtiger ist doch was bei uns konkret gelaufen ist in den vergangenen Sommermonaten.
Kurz mal zusammengefasst:
Die Zimmer befinden sich in der Deko-Phase. Dafür wurden 200 jährige Eichenbalken zersägt und bearbeitet, dickes Metall geschnitten und gebohrt, viel gemalt, verputzt, und passendes Material zusammengesucht. Aber einige Leckerbissen wurden noch in letzter Sekunde angepasst, wie zum Bsp. eine Abwasserleitung vom zukünftigen Atelier im Boden verlegt und bereits mit der Bestehenden verbunden. Zudem wurden weitere Lieferanten für Biofleisch (sowohl Rind, wie auch Lamm und Geflügel) aus der Region gesucht und gefunden. Haben wir uns doch auf die Fahne geschrieben gänzlich auf Fleisch aus Massentierhaltung, sowie von weiten Transportwegen zu verzichten. Die Bewässerung unserer Permakultur und unseres Gartens gestaltete sich als äusserst zeitaufwendig und schwierig. Und wie überall in Europa machten uns zuerst der extrem nasse Frühling, und der anschliessend aussergewöhnlich trockene Sommer sehr zu schaffen. Aber der Garten hat sich bereits jetzt extrem gelohnt. Was der abgeworfen hat ist für uns kaum vorstellbar.
Über Auberginen, Zucchini, bis zu 10 Varianten Tomaten, Wassermelonen, Honigmelonen, Physalis, Peperoni, Peperoncini, Gurken in 3 Varianten, Kartoffeln, Zwiebeln und Karotten war so ziemlich alles dabei was man sich als Selbstversorger wünschen würde. Und das alles nicht zu knapp.
Kunststück blieb auch dann und wann mal die Arbeit am Haus ein wenig liegen. Und der endlich fertiggestellte Pool musste ja auch regelmässig genutzt werden. Ja, da waren so manche Tage dabei, an welchen wir zwar früh morgens voll motiviert rangeklotzt haben, dann aber den heissen Nachmittag im kühlen Nass verbrachten. Sowas nennt man dann wohl die Freiheit der Selbstständigen ;-)
So manche kleine Extraleistungen haben wir dann natürlich auch noch erbracht. Wie zum Beispiel Übersetzungsdienst für unseren lieben Nachbarn, welcher völlig aufgelöst bei uns erscheint weil er sich Holländer für sein Häuschen zur Miete als Feriengäste ausgesucht hatte. Völlig nichtsandet, dass diese der französischen Sprache nicht mächtig waren. So musste ich dann mit meinem miesen Englisch und dem noch mieseren Französisch den Übersetzer spielen… könnt Euch ja vorstellen wieviel Spass dies für den einen oder anderen bedeutete. Das gleiche kam dann auch nochmal in very british, nämlich mit Engländern zwei Wochen später. Denn auch die englische Familie, welche das Häuschen ebenfalls für eine Woche gemietet hatte, konnte kein Wort Französisch.
Dann war da noch dieser aufregende Vormittag, an welchem ich gegen 10:00 Uhr kurzfristig entschied den Rasen im Park wieder in Form zu bringen. Nahe am Nachbarsfeld vorbei getuckert entdecke ich einen Vogel, fast regungslos keine 5 Meter von mir in eben diesem Feld hocken, der mich mit grossen Augen anschaut. Ich fragte mich warum das Ding nicht wegfliegt, bis ich bemerkte dass dieses arme Tier von den Kletten im Feld gefangen war. Zu meiner grossen Überraschung handelte es sich dabei noch um eine wunderschöne Schleiereule.
War schon ein unglaubliches Gefühl, ein solch wundervolles Tier in den Händen zu halten, und erst noch zu wissen, dem Vogel das Leben gerettet zu haben. Nachdem wir sie von den Kletten weitgehend befreit hatten, flog sie dann auch wieder davon.
So vergehen die Tage, Wochen und Monate. Und kein Tag ist wie der vorhergehende. Mal läuft es wie geschmiert, mal steht man vor unvorhergesehenen Problemen die man lösen, oder zumindest elegant umgehen muss. Dabei hat sich herausgestellt das Gerda die perfekte Ideenlieferantin und Gestalterin ist, und ich derjenige, der die Wünsche und Ideen technisch umsetzt. Es ist und bleibt somit abwechslungsreich und spannend.
Das Soziale:
Regelmässig gibt es hier private Einladungen für „le Suisse“ wie wir nun in aller Munde genannt werden. Wir können mit ein wenig Stolz doch feststellen, dass wir hier sehr geschätzt werden. So schenkt man dem was wir hier bereits geleistet haben sehr viel Beachtung, und geht nach wie vor herzlich und respektvoll mit uns um. Natürlich sind genauso oft auch Franzosen bei uns zu Gast.
Wir gehen nach wie vor gern auch an organisierte Anlässe wie den örtlichen Viehmarkt, Moules et frites Essen, Flohmärkte und Musikfeste in den umliegenden Dörfern. Das Gesellschaftliche und Soziale steht dem in der Schweiz in keinster Weise nach. Im Gegenteil… oft stehen wir vor dem Problem dass wir einen Termin finden müssen um den einen oder anderen mal wieder einzuladen da die letzte Einladung ihrerseits schon länger zurückliegt. Und sie kommen sehr gern und freuen sich jedes Mal.
Die unerwarteten Gäste:
Und dann war da noch dieser Tag, an welchem einer unserer Nachbarn auf uns zu kam und fragte ob wir – obwohl noch nicht offiziell eröffnet - nicht ein befreundetes Pärchen für eine Woche beherbergen könnten. Es seien keine Unterkünfte mehr zu finden, und diese Nordfranzosen würden ihn gerne mal wieder sehen da es sich um seine besten Freunde handeln würde. Nun, da standen wir natürlich ein wenig im Schilf und mussten überlegen was noch alles fehlen würde um bereits Gäste empfangen zu können. So schnell wie in der Woche vor der Ankunft dieses Pärchens hatten wir noch nie aufgeräumt, Klarschiff und schön gemacht. Plötzlich war der Gästeeingang richtig hübsch, das vorgesehene Zimmer absolut Top, allerdings noch ohne Schiebetüre zur Nasszelle. Alles Andere, aller-dings war perfekt. Und so sieht es mittlerweile auch in der anderen 2 Zimmern aus. Alles schön ausser den Schiebetüren zu den Nasszellen. So wurde akribisch vorbereitet was es vorzubereiten gab und als Sie kamen war die Aufregung gross. Da noch nicht alles zu 100% fertig wurde ein geringfügig reduzierter Preis vorab vereinbart und das sympathische französische Pärchen war vollends überrascht von unserer Unterkunft, welche Sie innerhalb weniger Tage als „royal“ bezeichneten. Ebenso extrem angetan waren Sie vom Pool, der unglaublichen Ruhe und dem feudalen Frühstück. und als dann eines Morgens Ihr Freund und Nachbar hier aufkreuzte um die beiden fast ein wenig ungeduldig abzuholen, meinte Stephane (der männliche Gast): Siehst Du nun weshalb wir Mittags keinen Hunger haben?! Worauf sich Dominique, der Nachbar ebenfalls zu uns gesellte und ebenfalls einen Kaffee mit uns trank. Sie waren neben einem lieben Schweizer Paar unsere ersten, vorab unbekannten, zahlenden Gäste. Und was uns am meisten erfreute war die Tatsache das Sie den Preis, welcher für Frankreich nicht gerade im unteren Segment liegt, mehr als angemessen betrachteten. So haben die Beiden auch bereits angekündigt gerne wieder zu uns kommen zu wollen. Und für uns war es eine extrem lehrreiche Woche was das organisatorische und gastronomische anbelangte. Nichts desdotrotz ist hier in Sachen Gäste eh immer irgendetwas los. So hatten wir fast die ganze Zeit über immer mal wieder Besuch aus der Schweiz von Freunden, und es ist noch nicht vorbei. Bereits das kommende Wochenende kommen wieder Freunde, danach im Oktober weitere, und dann beginnt eh wieder ein neuer Abschnitt.
Aber da war doch dann noch die Fussball-WM davor:
Da fass ich mich lieber kurz. Schweiz verkackt einmal mehr gleich nach der Ko-Phase mit Angsthasen-wartmalabwasderGegnermacht-Fussball, und wir schauen mit französischen Nachbarn und Freunden wie man es hätte machen sollen um wenigstens ins Finale zu kommen. Und zu guter Letzt noch…….
….Konkreter Stand der Dinge:
Die Zimmer sind so gut wie fertig, bis auf die Schiebetüren zu den Nasszellen und das private Gästezimmer welches nun halt hinten anstehen musste. Die Ferienwohnung wird die kommende Woche innen noch fertiggestellt. D.h. noch Steinplättli im Küchen- und Eingangsbereich und Laminat im Wohnessbereich verlegen. Möbel aufstellen, Deko und Design anpassen, Fernseher installieren. Die Aussenfassade wird im Oktober gemacht, denn vorab war es dem Maurerunternehmen nicht möglich zu uns zu kommen. Ich hoffe nicht gerade dann wenn unsere Freunde hier sind. Wenn doch, dann können wir es aber leider nicht ändern. Es würde dann nämlich laut und staubig. Um die vordere Ecke des Pools ist eine kleine Mauer geplant um vor Staub zu schützen und natürlich auch als Sichtschutz. Zudem wird ein Teil zusätzlich mit speziellen Gräsern bepflanzt. Beleuchtung für den Pool muss her. Das heisst Löcher in die frisch restaurierte Wand der kleinen Scheune bohren und Kabelkanäle verlegen.
Der Park vor dem Haus:
Herbst-Winterzeit ist Pflanzzeit. Das heisst wir werden wieder einen Tag bei unserer Baum und Pflanzenschule verbringen um den Park vor dem Haus zu gestalten. Dies soll nachhaltig und vor allem mit einer grossen Biodiversität geschehen. Wird nochmal ein bisschen was kosten, aber es wertet extrem auf. Die Bogenschiessecke wird neben der Permakultur eingerichtet und eine Petanquebahn wird geplant wenn noch genügend Zeit verbleibt, werden wir meine zukünftige Werkstatt und Gerdas Atelier, kombiniert mit Partyraum in den Angriff nehmen. Das heisst innen die Wände reinigen und verfugen, Kabelkanäle vorbereiten für die Anschlüsse, Steckdosen und Beleuchtung, Böden betonieren und Plättle…u.s.w…
…kurz, Die Arbeit wird uns hier nicht ausgehen. Und nächstes Jahr wird offiziell eröffnet sein. Wir freuen uns auf diejenigen, die gewillt sind eine völlig neue Region zu entdecken, fernab des Massen-Tourismus, in wundervoller Ruhe und Natur pur. Mittelalterlichen Dörfern, Bastien, Burgen und Ausgezeichneten Weingütern und einer fantastischen, regionalen, saisonalen Küche welche gar von den Franzosen selbst ausserordentlich geschätzt wird.